Held des Lobgesangs

Die Zeit schien sich zu verlangsamen, als Oronyx seufzte. Er konnte seinen eigenen schweren Atem hören, und die Rippen in seiner Brust schmerzten, als versuchte er, jedes Bisschen Luft in der Arena in seine Lungen zu saugen ... Schweiß und Blut flossen zu einem Strom zusammen. Die Erde unter seinen Füßen verleitete ihn dazu, aufzugeben und die weiche, gemütliche Ruhe zu genießen – er war erschöpft. „Woher wird der nächste Angriff kommen? Links oder rechts? Finte oder ...“ Die Speerspitze hatte bereits zugeschlagen, und er hatte keine Zeit zum Grübeln. Er vertraute sein Schicksal dem Titanen des Zwists an und stach selbst zu. Der Staub legte sich langsam. Die untergehende Sonne schien von außerhalb der Arena herein und beleuchtete sein Gesicht. Die Zuschauer auf den Tribünen erhoben sich, und Applaus und Rufe schwappten wie eine Flutwelle heran. In diesem Moment stellte er überrascht fest, dass die Arena so weiträumig war, dass das dringliche Gefühl, ausweglos in die Enge getrieben zu sein, verschwunden war. Das Einzige, was in der Mitte des riesigen Feldes übrig blieb, waren Blutlachen, gefallene Gegner und der einsame, strahlende Sieger. Der Stadtherr erhob seine Hand und verkündete den Gewinner. Die Gongs und Trommeln folgten, er trug seinen Kranz und wurde zu einer Legende der Arena. „Du bist auserwählt worden, ein Meisterkrieger an der Seite des Stadtherren zu sein. Dein Name wird gemeinsam mit deinem Sieg in das Epos der Helden geschrieben werden!“ Danach rief die ganze Stadt seinen Namen und der Ruhm von Nikador umhüllte ihn, als ob die ganze Welt für ihn existierte.

Ob siegreich oder besiegt, der Gewinner der Arena kehrte immer vom Schlachtfeld zurück. Der Stadtherr sah in seinem starken Glück ein „Symbol des Sieges“; er nahm ihm Lanze und Schild aus den Händen, ersetzte sie durch ein Horn und ein Schlachtbanner und befahl ihm, sein starkes Glück auf die ganze Armee zu übertragen. Die Soldaten waren zuversichtlich, dass der Ruhm von Nikador mit ihm war und dass der Pfad unter seiner Führung stets der Weg zum Sieg sein würde. „Von nun an musst du kein Krieger mehr sein, sondern ein Symbol.“ Der Körper, der Tag und Nacht veredelt worden war, so hart wie Eisen und Stein, war nun wie eine Statue in einem Schrein, die nur zur Betrachtung diente. Er wurde aus dem Trainingslager zur Vorbereitung auf die Schlacht ferngehalten, denn die Soldaten hatten Angst, dass das „Symbol des Sieges“ einen kleinen Unfall erleiden könnte; er wurde zum Bankett des Stadtherrn eingeladen, und die Gäste erkundigten sich nach der Legende jener sechzehn Schlachten auf Leben und Tod. Nun stand er am Rande des Schlachtfelds, das Horn in der Hand, und die goldenen Armschützer spiegelten das immer fremder werdende Gesicht wider. Sein Herz zog sich unwillkürlich zusammen – er brauchte nur mit dem Horn den Sieg zu verkünden und musste schon nicht mehr in die Schlacht stürmen ... Das war also der vom Volk sogenannte „Kampflose Held“. „... Ich bin bereit, auf den Ruhm des Schlachtfeldes zu verzichten, wenn dies der gesamten Armee den Sieg bringt.“ Nikador wählte den Weg zum Sieg nie für „ein Symbol“. Er wagte es nicht, nachzulassen. Vielleicht stand die letzte Schlacht dieses Lebens bevor ...

Wenn man einem dem Wahnsinn verfallenen Gott gegenüberstand, war niemand dazu bestimmt, als Sieger hervorzugehen. Wohin Nikadors lange Klinge auch schlug, zerbrachen Speere, flogen Schilde, und die Frontlinie brach Stück für Stück zusammen ... Die Soldaten, die die Ordnung verloren hatten, gerieten in ein noch nie dagewesenes Chaos und in Angst. Der Klang des Horns des Helden der Arena ging zwischen den Schreien, dem Geheul und dem Klirren der eisernen Waffen unter. Es gab schon lange keinen Weg mehr, das Ende der verheerenden Niederlage abzuwenden. „Nikador will den versprochenen Sieg einfordern, und ich muss ihn mit Lanze und Blut bezahlen.“ In den aufsteigenden Wolken aus Rauch und Staub bewegten sich die zerfetzten Banner unentwegt auf Nikador zu. Die Soldaten bemerkten, dass der Held mit dem starken Glück entschieden hatte, nicht zurückzukehren. Zuerst folgten nur vier oder fünf Leute, dann Dutzende, Hunderte ... Sie folgten dieser imposanten Gestalt und starteten einen letzten Angriff auf das Schlachtfeld des sicheren Todes. Ihre gefallenen Kameraden schienen sich in heldenhafte Geister zu verwandeln, die ihnen ins Ohr flüsterten und die Lebenden inspirierten, diesen letzten Kampf zu vollenden. Obwohl Nikador bereits dem Wahnsinn verfallen war, spürte er instinktiv die unnachgiebige Entschlossenheit und den furchtlosen Willen dieser Gruppe von Kriegern. „Seht! Der Held der Arena marschiert weiter! Wir müssen ihm dicht auf den Fersen bleiben!“ Seine vergoldete Rüstung schimmerte noch immer im Zwielicht, als er seine Armee einem würdigen, edlen Tod entgegenführte.

Die Soldaten betraten schweigend die Ruinen und begannen, das Schlachtfeld aufzuräumen. Einige schleppten mühsam die Leichen hinfort und trennten ihre Kameraden von den Feinden, andere knieten neben ihren gefallenen Mitstreitern und schlossen sanft ihre Augen ... Die Schreie des Schlachtfelds waren längst verklungen und hinterließen nur eine erstickende Stille. Auch der Held der Arena lag unter den Toten. Nur ein Paar goldgeprägter Schienbeinschoner war übriggeblieben und lag einsam inmitten von Blut und Staub. „Denkt daran, dass die Krieger auf dem Schlachtfeld nie ganz verschwinden. Ihre heldenhaften Seelen werden immer im Gedächtnis der zukünftigen Generationen bleiben.“ Später wurde die Stille von klagenden Gesängen durchbrochen, als die Priester langsam auf das Schlachtfeld kamen, um die Gefallenen zu bestatten. Die Flammen stiegen in der Dunkelheit der Nacht auf, und das Klagelied dauerte lange Zeit unaufhörlich an ... Plötzlich wurde der ferne Himmel von einem strahlenden Licht durchdrungen, als würde die Lanze des Zorns die Erde durchbohren. Es war Nikador, der die heldenhaften Geister dieses Ortes anrief. Sofort knieten alle Soldaten und Zivilisten nieder, die dem Begräbnis beiwohnten, die Hände erhoben und die Herzen voller Ehrfurcht und Dankbarkeit. Der Lichtstrahl verwandelte sich in einen warmen Hauch, der die Seele eines jeden Kriegers sanft anhob, von der Gnade und Vergebung der Titanen flüsterte und die Unsterblichkeit der Helden verkündete. „Seht, selbst im Tod weist der Held der Arena den Kriegern den Weg in ihre Heimat.“ Der Held nickte leise, und in den alten Liedern würde seine edle Seele erneut geschmiedet werden.